Die Befähigung (Substantiv, feminin). Was für ein Wort. Und was für ein wichtiges Wort!

Und wir können es unterschiedlich einsetzen. Man kann sich selber zu einer Handlung befähigen – und lernen dabei aktiv. Wir setzen uns dafür ein, eine Befähigung zu erlangen, beispielsweise durch eine Ausbildung oder Lehre. Wir können jedoch auch andere Menschen zu etwas befähigen durch Unterstützung oder Hilfestellungen. Wir können also aktiv etwas für UNS oder für ANDERE machen.

Vor allem in sozialen Berufen – wie meinem – empfinde ich dieses Wort als enorm wichtig. Jemanden dazu zu befähigen, sich in seinem oder ihrem Sozialraum zurecht zu finden beispielsweise. Natürlich gibt es auch andere Bereiche, jedoch ist dies ein Sozialraum-Blog und darum bleibe ich grad beim Thema.

Sich in seiner Umwelt zurecht zu finden kann für einige Menschen so einfach sein wie auf drei zu zählen. Es gibt jedoch viele, denen dies schwer fällt. Und dies ist eines der Ziele des Projektes „meins für dich für uns“. Kritische Stimmen mögen jetzt vielleicht anmerken, dass es ein falscher Weg ist, Angebote zu schaffen, und noch mehr Angebote anzubieten, und noch mehr, und noch mehr, und fragen sich, wo denn genau der Nutzen darin liegt.

Nun, gerne beschreibe ich meine – vielleicht einseitige – Meinung dazu. Ich denke mir ob der Flut von Angeboten, welche mir im Alltag entgegenschlagen auch manchmal: „es gibt kein Angebot, das es nicht gibt“. Ja, das ist so. Doch stellen Sie sich vor, liebe Leserin, lieber Leser, sie leiden unter einer psychischen Erkrankung. Ist dann nicht alles schon viel herausfordernder? Einkaufen, aus dem Haus gehen, zur Arbeit erscheinen sind so viel grössere Hürden als ohne diese Erkrankung – egal welcher Art sie sein mag. Und kann es nicht sein, dass dann der Sozialraum als etwas Bedrohliches wirkt und man vielleicht lieber im geschützten Haus bleibt? Sich im Sozialraum zu bewegen, Kontakte zu knüpfen und alles was dazu gehört kann sehr viel mehr sein als „blosses aus der Türe treten“. Es kann Ängste auslösen, Zweifel und gar Panik. Und wer mit solchen Symptomen zu kämpfen hat, hat möglicherweise keine Energie, sich beispielsweise um Freizeitaktivitäten ausserhalb der Wohnung zu kümmern.

So kann das aktuelle SOAB-Projekt „meins für dich für uns“ als Flut von Angeboten gesehen werden, welche vielleicht genutzt werden, vielleicht jedoch auch nicht. Und Kritiker mögen anbringen, dass so eine Flut und Arbeit dahinter vielleicht wenig nützt, wenn die Wünsche nach Angeboten nicht von „innen“ her kommen. Ja, das mag vielleicht sein.

ABER: ich denke, wenn Angebote entstehen und zum Abruf bereit sind, fällt es leichter, sich auf eines einzulassen. Das muss nicht Heute und auch nicht Morgen sein. Vielleicht auch nicht Übermorgen. Aber ich bin überzeugt davon, irgendwann – vielleicht nächstes Jahr – stösst es auf Interesse. Vielleicht ist es Heute zu früh, sich für eine Ressource auf www.meinsfuerdichfueruns.ch zu interessieren. Aber das heisst nicht, dass dies nie der Fall sein wird. Und wenn die Landkarte auf dieser Homepage angeschaut wird, und man sich vielleicht in Erinnerung ruft „hey, fotografiert habe ich früher gern“, und sich wieder traut aus dem Haus zu gehen und Fotos zu schiessen – auch ohne dass das Angebot genutzt wird – ist dies schon Lohn genug. Für mich jedenfalls fühlt es sich auch so richtig an. Wenn durch die aufgeschalteten Angebote ein „darüber Nachdenken“ entsteht und eine Bewegung in den Alltag kommt, ist dies für mich auch ausreichend.

Und nein, ich denke keinesfalls, dass sich irgendeine Arbeit in Sachen Sozialraum nicht lohnt – auch wenn die Resultate nicht immer sichtbar sind, ich bin überzeugt davon, dass es (nach-)wirkt. Müssen wir denn wirklich immer gleich Resultate sehen? Immer sofort messbar machen, was bewirkt wurde? Ich finde nicht.

„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur“ – Max Frisch, schweizer Schriftsteller

 

Karin Morgenthaler

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